Das Women’s Department von Belize hielt am 28./29. 11. die erste Gender Based Violence (GBV) Konferenz im Bliss Center of Performing Arts. Ein komplettes Theater voller Leuter von verschiedensten sozialen Organisationen, alle daran interessiert mehr ueber Fakten und den aktuellen Status zum Thema Gender Based Violence (‘geschlechter basierte Gewalt’ klingt irgendwie komisch.. ich nenne es mal weiter GenderBasedViolence oder kurz ‘GBV’) in Belize zu lernen.
Das Programm war prall gefuellt mit Praesentationen, hauptsaechlich mit nationalen Experten, aber es gab auch Gastsprecher, z.B. aus Commonwealth of Dominica. Waehrend der zwei Tage wurden viele verschiedenste Aspekte von GBV erlaeutert und diskutiert. Fuer mich war es eine ueberwaeltigende Flut an Informationen, aber zur gleichen Zeit zeigten alle Punkte, dass GBV tagtaeglich in vielen belizeanischen Familien passiert.
In den meisten Faellen reden wir ueber den ‘klassischen’ Fall von Maennern, die ihre Frauen/Freundinnen verpruegeln. Und vergewaltigen. Und Kindesmissbrauch. Und, dass es ‘meistens’ Frauen mit ‘weniger Bildung’ und damit weniger Chancen auf dem Arbeitsmarkt, dafuer aber hoeheren Chancen ‘viele’ (6-13) Kinder zu kriegen. Und, dass GBV nicht nur Verpruegeln und Vergewaltigen ist – sexuelle Belaestigung faengt schon bei dem alltaeglichen ‘Hey Suesse – ich hab da was, dass Dich gluecklich machen wird’ was man als Frau, die alleine die Strasse langlaeuft hier tatsaechlich in 95% der Faelle zu hoeren kriegt; gefolgt von Frauen, die sich nicht wehren, wenn es um Belaestigung ‘und Co.’ am Arbeitsplatz geht, da die Angst vor Jobverlust zu hoch ist; und, dass es zwar meistens(!) in Familien mit verhaeltnismaessig wenig Einkommen passiert, es dennoch aber viele hochgebildete Frauen wie Lehrer, Aerzte und Anwaelte gibt, die Opfer von GBV sind (ganz nebenbei – wie in Deutschland wenn man den Plakaten im Buergeramt Frankfurt glauben darf).
Hier sind einige Punkte aus den Praesentationen, die fuer mich herausstachen:
Die zahlreichen Kommentare aus dem Publikum (ueberwiegend Frauen), zeigten, dass viele Frauen sich bewusst sind, dass ‘ihre Situation’ (als Kind vergewaltigt, kein Kontakt mehr zur Familien und nun ein pruegelnder Ehemann) nicht ‘gut’ ist. Dennoch entscheiden sich viele doch bewusst dafuer, bei besagtem Mann zu bleiben, in den meisten Faellen aus wirtschaftlichen Gruenden (wenig Bildung und/oder ‘viele’ Kinder im Schulalter – und Schule kostet Geld)
Egal ob es ein kleines Dorf (und da gibts hier eine Menge von!) oder staedtische Verhaeltnisse sind, ‘jeder’ weiss, dass ‘es’ (Frau/Freundin/Kindesmissbrauch) in ihrer Nachbarschaft passieren. Aber es ist a) eine ‘private Angelegenheit, von daher greift normalerweise kein Aussenstehender ein, b) bleiben die Opfer in ihrem Umfeld da Gruppenzwang, Familie, Kultur und/oder Religion es so vorschreiben.
GBV behinhaltet physische, psychische, sexuelle, wirtschaftliche, staatliche Gewalt sowie Gewalt gegen Kinder, sexuelle Belaestigung, Menschenhandel, Party Vergewaltigungen (‘Date Rape’ / K.O. Tropfen) und Vergewaltigung in der Ehe
Es passiert vom Kinder- bis ins Seniorenalter (70+)
Die wirtschaftlichen Folgen sind enorm. Vom Gesundheitssystem, dass sich um physische und psychologische Behandlungen kuemmern muss bis zu nicht bezahlte Einkommensteuern von Opfern von Menschenhandel (die nicht nur im Prostitutuionsgewerbe arbeiten; viele Arbeiten als Feldarbeiter oder in Hotels -weltweit) – letztendlich kostet es das ganze Land.
Die Auswirkugen bei Kindern sind besonders schlimm. Angefangen beim ‘falschen Vorbild’ (pruegelnde Eltern = normal = wird in der eigenen, zukuenftigen Familien/Freundeskreis auch so gelebt) ueber extreme Zurueckhaltung (keine Freunde) bis hin zu (ploetzlichen) Aggressionsattacken und Selbstmordgedanken ist die Liste doch sehr, sehr lang. (hier insbesondere hervorzuheben, dass dies kein belizeanisches Problem ist, sondern weltweit und in den fueherenden Industrienationen passiert genauso wie in den aermsten Laendern der Welt!)
In Belize Vergewaltigung in der Ehe ist rechtlich nur gueltig, wenn das Paar bereits getrennt lebt und die Scheidung eingereicht ist.
Die belizeanischen Gesetze und Strafen fuer haeusliche Gewalt sind theoretisch garnicht schlecht (hilft aber wenig, wenn sie nicht vor Gericht gebracht werden)
1 von 5 Frauen weltweit ist/wird ein Opfer von Vergewaltigung // 150 Millionen Maedchen und 73 Millionen Jungs werden zu sexuellen Handlungen gezwungen
3 karibische Laender sind in den Top 10 der angezeigten Faelle von Vergewaltigung
ALLE karibischen Laender liegen ueber den weltweiten Durchschnitt fuer Vergewaltigung
Frauen, die Opfer von GBV sind, sind mehr gefaehrdet eine sexuell uebertragbare Krankheit incl. HIV zu bekommen (durch Wunden, Blut etc.)
Angezeigte Faelle von Kindesmissbrauch werden in Belize in 41% der Faelle abgelehnt, 53%(!) fuer ‘nicht schuldig’ befunden und nur 3% der Faelle werden fuer ‘schuldig’ befunden
Nr. 1 der Taeter sind in der Familie bekannt, Nr. 2 sind Stiefvaeter/Freund der Mutter und Nr. 3 sind Vaeter
Belize hat seit 1996 ein Gesetz bzgl. sexueller Belaestigung. Seit dem hat es kein einziger Fall vor Gericht geschafft.
Menschenhandel passiert innerhalb von Belize (z.B. von Cayo/Grenze Guatemala zu den Cayes/Inseln) aber auch international
Viele, viele Statistiken wurden gezeigt, erleutert und diskutiert. Leider ist die Kommunikation zwischen den Institutionen mehr als mau, entsprechend sind die Zahlen oft nicht nur schwer vergleichbar sondern oft auch veraltet.
Die zwei Tage Konferenz hat auf jeden Fall fuer Aufmerksamkeit zum Thems GBV gesorgt. Nicht nur bei mir. Das Women’s Department leistet wirklich einen ausserordentlichen Job um die Situation von Frauen in Belize in verschiedensten Bereichen zu verbessern. Es war doch sehr schade, dass nicht mehr Leute an der Konferenz teilgenommen haben (der Saal war teilweise nur mit 50 Leuten besetzt… 500 haetten reingepasst). Aber dennoch, ich bin schwer beeindruckt ueber die Leistungen des Women’s Departments. Und die Konferenz war auf jeden Fall ein Erfolg das Thema bekannt(er) zu machen. Die Zahl der Besucher wird nebensaechlich wenn durch die Veranstaltung auch nur eine Frau, ein Kind, vor ‘geschlechtsbasierter Gewalt’ bewahrt werden kann.
(waehrend den Pausen wurden verschiedene Filme zum Thema ‘Gewalt gegen Frauen’ gezeigt. Einer dieser Filme behandelte das Thema ‘Date Rape’. Dieses ist in Deutschland wohl eher unter dem Thema ‘K.O. Tropfen’ bekannt; daher hier ein Filmchen in Deutsch dazu; das Video, welches waehrend der Konferenz gezeigt wurde findet Ihr im englischen Beitrag.)
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