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Holger is a management consultant turned volunteer. He loves to take pictures, run around in the sun, dive and he has never met a beer in his life he didn't like.
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Click here for the english version: How to prepare for a Hurricane in Belize.
Dieses Wochenende erwarten wir in Belize einen tropischen Sturm (Tropical Storm Harvey). Keinen Hurricane. Dennoch haben wir das zum Anlass genommen, uns vorzubereiten.
Was ist überhaupt ein Hurricane?
Vereinfacht gesagt: Ein Hurricane eine Form eines tropischen Wirbelsturms oder Zyklons. Das wiederum ist die Summe aus viel Wind und viel Wasser, die sich zusammen im Kreis drehen. Und zwar in einem recht großen Durchmesser, also deutlich größer als bei einem Tornado (einer Windhose).
Bei Windgeschwindigkeiten bis 52 km/h spricht man von einer Tropical Depression, bis 102 km/h von einem tropischen Sturm und ab 102 km/h von einem Hurricane.
(Die Grenzen und Namen sind je nach Ort verschieden, diese Einteilung hier gilt in Belize.)
Schaden richten Hurricanes also primär durch den Sturm und den Regen an. Sekundär kann es zu Überflutungen kommen. (Belize City liegt unterhalb des Meeresspiegels, das Grundwasser ist schon ohne Hurricane so hoch, dass z.B. niemand unterirdisch begraben werden kann. Ausserdem verursachen Brände, Schlamm und Getier weitere Schäden.
Was passiert in Belize bei einem Hurricane?
Die Informationen und Updates machen wir ein Lauffeuer die Runde – Leute schauen im Internet oder hören Radio. Bis Hurricane Stärke 2 oder 3 bleiben die Leute noch zuhause, verrammeln alles und hoffen. Viele Häuser sind auf Stelzen gebaut, damit man eine Flut wegstecken kann. Ausserdem haben die meisten Häuser dicke Gitter vor en Fenstern – als Abwehr gegen Eingruch und Hurricanes. Herumfliegende Kokosnüsse sind wohl ein Problem – die Belizische Regierung warnt explozit vor ihnen.
Selbst bei Stärke 3 bleiben noch diejenigen, die in einem Steinhaus wohnen in ihren Wohnungen. Oft entscheiden die Firmen nach ihrem eigenen Plan, wann sie den Hurricane-Fall ausrufen. Dann ruhen die Firmen und die Mitarbeiter sind angehalten, sich in Sicherheit zu bringen. Wenn dann evakuiert wird fahren die Leute nach Westen in die Berge – entweder zu Verwandten oder in Hotels oder in öffentliche Hurricane Shelter oder High Schools etc.
90% der Todesfälle bei einem Hurricane werden übrigens durch Ertrinken verursacht.
Im Evakuierungsfalle werden die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos zur Verfügung gestellt. Ausserdem fällt gleichzeitig Polizei, Militär und freiwillige Armee in den Städten ein, um Plünderungen zu vermeiden. 1-3 Tage nach dem Hurricane kehren die Menschen zurück und Organisationen wie das Rote Kreuz stellen Wasser und Lebensmittel zur Verfügung und beginnen mit dem Wiederaufbau.
Wie oft passiert das?
Folgende Verteilung ist das, was unsere Freunde und Bekannten uns berichten. Das ist natürlich subjektiv und abhängig von der Katastrophentoleranz (und manchmal auch Sensationsgeilheit) der einzelnen Personen. So wie ich es im Moment sehe wird Belize so um die 5 bis 8 mal im Jahr von einem tropischen Sturm getroffen. Evakuiert wird zwischen 1x pro Jahr und alle 8 Jahre – je nachdem, wen man fragt.
Es spielen auch soziale Komponenten eine große Rolle. Und natürlich Geld. Reichere Familien haben Steinhäuser und können länger bleiben. Gleichzeitig haben sie die Mittel, sich zurück zu ziehen. Ärmere müssen ggf. früher evakuieren, da sie in Wellblech- oder Holzhäusern wohnen. Andererseits fällt es ihnen ggf. schwerer, zu evakuieren und sie wären von einer Plünderung ungleich stärker betroffen.
Informationen zum Hurricane
Es gibt eine Vielzahl an Informationsquellen und -kanälen. Wir nutzen http://www.stormpulse.com weil es schnell und hübsch ist. Ausserdem Fernsehen und Radio. Und Kerstin sitzt im Roten Kreuz natürlich an der Quelle von aktuellen Informationen.
Unser Hurricane-Plan
Mit Hilfe von Tante Google und Infos unserer Freunde haben wir uns einen Hurricane-Plan zusammengebaut. Er besteht aus:
Vorräte für Zuhause:
Folgendes halten wir zuhause immer bereit. Es ist für 10 Tage geplant – wobei wir nicht damit rechnen, länger als 3-5 Tage betroffen zu sein. 100% Sicherheitsaufschlag.
Equipment für zuhause:
Hier die nicht essbaren Dinge, die uns während des Hurricanes zuhause helfen sollen:
Evacuation-Bag:
Hier die Packliste, falls wir Belize City verlassen müssen. Wir planen für 3 Tage Reisezeit – auch hier gibts also einen mächtigen Sicherheitsaufschlag, weil in 3 Tagen kann man wahrscheinlich von Norden bis Süden durch Belize durchlaufen. Realistische Reisezeiten zu einem sicheren Ort sind eher 3h wenn es gut läuft, 6 wenn es hakt.
Listen von Evakuierungsplätzen:
Wir haben die vier beliebtesten Rückzugsorte im Westen und Norden von Belize genommen und dort jeweils erschwingliche Hotels mit Internetanschluss herausgesucht. Die Liste der Hotels inkl. Telefonnummern gehört ins Notfallpaket. So müssen wir im Falle eines Falles nicht suchen und können direkt buchen.
Verhaltensregeln:
Es gibt zwei Hauptgründe, sich selbst Verhaltens- bzw. Entscheidungsregeln aufzuerlegen. Erstens kann man sich so in entspannter Atmosphäre ohne fliegende Autos überlegen, wann man sich am besten zurückzieht. Das erleichtert und beschleunigt die Entscheidung im Krisenfall. Zweitens könnte es (so unwahrscheinlich es ist) sein, dass wir getrennt werden und nicht kommunizieren können. (Beispielsweise, wenn Holger auf Geschäftsreise ist und sein Handyladegerät vergisst) – In diesem Falle wissen wir ohne zu kommunizieren, in welchen Situationen welche Aktionen anstehen und können uns so (theoretisch) ohne Telefon wieder treffen.
Die Regeln haben wir in Form einer Mindmap bzw. eines Entscheidungsbaums zusammen mit Kommunikationsregeln immer dabei. Der beste Fall ist natürlich, dass wir miteinander telefonieren und uns absprechen.
Nochmal der Hinweis, insbesondere für unsere Mütter: Es ist kein Hurricane im Anmarsch. Im Moment hängt es irgendwo zwischen tropical depression und Sturm. Alles gut. Wir werden einfach das Wochenende zuhause bleiben :-)
Und jetzt bitte Kommentare. Was haben wir vergessen? Was ist überflüssig? Wie würdet Ihr Euch vorbereiten?
Hi Holger,
schön zu sehen, dass ihr euch einglebt habt! Hoffe, Euch geht es gut und die Wettergötter sind Euch hold.
Hinsichtlich Deines Evacuation Bags: Falls ihr im Fall einer Evakuierung eine Nacht im Freien verbringen müsstet (ist ja nicht so ganz unwahrscheinlich), fände ich so was wie Zelt, Schlafsack, - matte, und Mückennetz gar nicht so uncool. In jedem Fall würde ich immer ein ordentliches Messer dabei haben - nehm ich selbst beim Bergwandern in den Alpen mit.
Viele Grüße Dirk.
Hi Dirk,
guter Hinweis!
Schlafsäcke, Messer und Moskitonetz sind in der Tasche - nehme ich noch mit in die Liste auf.
Zelt und Isomatte - hm - das nur für eine eventuelle Nacht im Freien anzuschaffen (sonst campen wir noch nicht), dazu bin ich zu sparsam. Dann lieber das Moskitonetz an einen Baum hängen und im Schlafsack drunter liegen ;-)
viele Grüße aus Belize!
Holger
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